Der Künstler Rafael Soldi nutzt die Fotografie, um die Überschneidung von persönlicher Identität mit grösseren politischen und sozialen Themen wie Immigration, Erinnerung und Verlust zu erforschen. Seine aktuellen Arbeiten basieren auf seinen eigenen Erfahrungen als junger schwuler Mann in Peru und konzentrieren sich auf die Konstruktion von Männlichkeitskonzepten in der lateinamerikanischen Gesellschaft. Soft Boy, Soldis erste Einzelausstellung in einem Museum an der Westküste, vereint drei seiner jüngsten Projekte, die untersuchen, wie Geschlechtererwartungen in Sprache und Kinderspielen kodiert – und gebrochen – werden können.
Das Zentrum der Ausstellung bildet eine neue immersive Videoinstallation, Soft Boy (2023), Soldis erstes umfassendes Video-Werk. Das nicht-lineare Video folgt einer Gruppe uniformierter Teenager bei der Durchführung einer Reihe von Ritualen, die aus den Schulerinnerungen des Künstlers an eine katholische Jungenschule stammen. Schlägereien auf dem Schulhof, militärisch anmutende Paraden, Armdrücken, sportliche Kraftdemonstrationen: Die dargestellten Handlungen verweisen auf eine Form von Männlichkeit, die weitgehend von Gewalt dominiert wird. Soldis Darstellung rahmt die Macho-Haftigkeit der Jungen jedoch als etwas zugleich Bedrohliches und Absurdes ein und verbirgt auf fragile Weise ein dringendes Bedürfnis nach Intimität und Verbundenheit.
Die Ausstellung umfasst auch ausgewählte Werke aus der Druckserie CARGAMONTÓN (2022) und eine neue handschriftliche Textinstallation, mouth to mouth (2023). «Cargamontón», eine Form des Gruppenmobbings, die in lateinamerikanischen Schulen üblich ist, schwebt in Soldis Erinnerung zwischen Mobbing und queerer Selbstfindung. Der Künstler transformiert gefundene Pixelaufnahmen dieses Verhaltens in eine Reihe grossformatiger Radierungen, die vage Erinnerungen und eine schwer fassbare Mischung aus Schmerz und Lust hervorrufen. In mouth to mouth konzentriert sich Soldi erneut auf fluide und dissonante Momente und präsentiert spanisch-englische Wortspiele und Paarungen, um die in der Sprache konstruierten Geschlechter-Machtstrukturen und die Vagheit der Bedeutung aufzudecken. Für den Künstler bietet die Erforschung von Zwischenzuständen – insbesondere wenn sie sprachübergreifend auftreten – Einblicke in die Identität von Einwanderern und dient gleichzeitig als reichhaltige Metapher für queere Erfahrungen.
Rafael Soldi (geboren 1987 in Lima, Peru) ist Künstler und Kurator und schloss sein Studium mit einem BFA in Fotografie und Museum Studies am Maryland Institute College of Art in Baltimore ab. Soldi hat seine Arbeiten weltweit ausgestellt, unter anderem im Patricia & Phillip Frost Art Museum, Miami; Griffin Museum of Photography, Winchester, MA; ClampArt Gallery, New York; Print Center, Philadelphia; Museo MATE, Lima, Peru; Filter Space, Chicago; und Burrard Arts Foundation, Vancouver, Kanada, und viele andere. Seine Werke befinden sich in den ständigen Sammlungen des Museum of Fine Arts, Houston; Tacoma Art Museum; Frye Art Museum; King County Public Art Collection, Seattle; und der Pennsylvania Academy of the Fine Arts, Philadelphia.